Wanda, 2015

Videoinstallation, 3:15 Min., Loop

Super-8-Film digitalisiert, projeziert auf Japanpapier, 15 Bahnen je 245 x 40 cm, Ausschnitt aus dem Film.
… Das Ticken der Uhr – das Verstreichen von Zeit – kann so auch das Tackern eines Filmprojektors sein. Fast wehmütig lauschen wir dem – in digitaler Lautlosigkeit inzwischen antiquiert wirkenden – geräuschvollen Rattern der alten Super-8-Kamera, mit der Barbara Karsch-Chaïeb die um die besagte Wanda herum entstandenen Blätter gefilmt hat, und deren gegenseitige Überlagerungen nun auf weiße, von der Decke abgehängte Bahnen projiziert. Die Erinnerung an eine fremde Person ist nicht unsere eigene Erinnerung; sie ist entrückt, da sie nicht greifbar und dennoch – als Menschen überall auf der Welt verbindende, grundsätzliche Emotion – nachzufühlen ist. Und entrückt erscheinen uns sogar noch die analogen Technologien selber, deren Medien (und damit deren Inhalte) mangels Geräten zwar nicht mehr abzuspielen sind, deren Materialität, Haptik, Sound oder Geruch uns melancholisch angereicherte, synästhetische Verzückungen (blauer als Samt und alle anderen Stoffe …) zu entlocken imstande sind, auch (und gerade) sie Erinnerungen an eine flüchtige Zeit.
Auszug aus der Eröffnungsrede von Clemens Ottnad, 8. Januar 2016, ZERO Arts Galerie Stuttgart

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