Zeitgenössische Kunst, contemporary art, Barbara Karsch Chaieb

Die Ausstellung Land fern der Heimat ist ab dem 8. April 2021 im Museum Zehntscheuer in Balingen zu sehen.
Es werden Werke der Stuttgarter Künstlerin Barbara Karsch-Chaïeb zu sehen sein, die sich vorwiegend mit dem Thema Heimat, Erinnerung und Zeit beschäftigen. Hier wird regelmäßig in Arbeiten, die in der Ausstellung zu sehen sind, eingeführt. Heute wird die Installation reloaded (Porträtfotos und vorgelesene Feldpost) mit einem Auszugstext von Frank-Thorsten Moll (Kunsthistoriker, Kurator und Direktor des IKOB – Museum für zeitgenössische Kunst, Belgien) vorgestellt:… Sobald Barbara Karsch- Chaïeb also Schwarz-Weiß-Fotografien von Personen an der Wand des Bunkers anbringt, ähnlich einer Ahnengalerie ohne Namen, assoziiert man Geschichten, die die Personen sinnvoll mit den Räumen in Verbindung bringen. Doch nicht nur das, denn aus der Person mit einer individuellen Geschichte wird auch gleichzeitig wieder eine Maske mit einer verallgemeinerbaren Geschichte. Doch wie sieht dies konkret aus? Im Durchgang hängen in einer lockeren Wolke aus Schwarz-Weiß-Abzügen Porträts von Personen, die sich auf Grund ihrer Kleidung und Uniformen der Kaiserzeit als tote Menschen offenbaren. Die Fotos sagen zwar auf Grund ihrer indexikalischen Funktion, dass die Menschen gewesen waren, haben aber dadurch auch die Anmutung von geisterhaften Erscheinungen. Barbara Karsch-Chaïeb bezieht sich damit auf die alte Funktion des Künstlers als Mittler zwischen dem Reich des Lebens und des Todes. Etwas „Schamanisches“ haftet ihren Arbeiten tatsächlich immer an und bringt sie in die Nähe zu fotografischen Erinnerungsstrategien, zum Beispiel denjenigen eines Christian Boltanski. Wir erinnern uns daran, dass seine inszenierten Fotografien von Opfern der nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie die Menge an ausgelöschten Leben durch die Sprachlosigkeit der Fotografie erst zum Ausdruck brachte.
… gesamter Text unter Publikationen, Katalog reloaded
Oben: Porträtfotos in der Bunkeranlage Ligne Maginot Schoenenbourg, Elsass, in der Ausstellung Underground, 100 Jahre erster Weltkrieg, 2014, internationale Gruppenausstellung.

Vorheriger Beitrag
Porträtserie, Aquarellfarbe, Graphit, Rötel auf Papier
Nächster Beitrag
Land fern der Heimat. Die Unbekannten, die Vergessenen

Weitere Artikel

Menü